350
einwohner an, sondern verfuhren auch gegen diese so gewaltsam und grau-
sam, daß sie jetzt meistens ausgerottet oder in entferntere Gegenden zu-
rückgedrängt worden sind. Zu den ersten spanischen Niederlassungen
kamen im Laufe der Zeit aus den westlichen Küstenländern Europas noch
viele andere Colonien. In diesen Colonien haben zwar die Europäer
ordentlichen Feldbau, Plantagen, angelegt, in welchen sie vorzüglich
Baumwolle, Zucker, Kaffee, Indigo, Cacao und Tabak ziehen,
wovon die wilden Jndianerstämme wenig oder gar nichts verstanden.
Aber eben diese Europäer waren es auch, welche seit dem 16. Jahrhundert
den schändlichen Menschenhandel auf den Küsten Afrikas in Schwung
gebracht haben, indem hier Neger als Sklaven gekauft und in Schiffen
dicht zusammengedrängt nach Amerika geschafft wurden, um dort die
schwersten Arbeiten in den Plantagen zu verrichten — und dazu oft noch
grausam behandelt zu werden. Erst im Jahre 1865 ist dieser Sklaven-
handel in den Vereinigten Staaten gesetzlich abgeschafft worden. Durch
die gewaltsame Einführung afrikanischer Neger in die heißen und warmen
Gegenden des Erdtheils, so wie durch die Einwanderung vieler Europäer ist
die Bevölkerung eine sehr verschiedene. Die Ureinwohner, Indianer,
mögen etwa 13 Millionen — die weißen Europäer 29 Millionen —
die Neger 8 Millionen — die Mischlinge 10 Millionen betragen.
Diese nennt man Mestizen, wenn sie von einem Weißen und einer In-
dianerin abstammen, aber Mulatten, wenn sie Nachkommen von Weißen
und Negern sind. Das nördlichste Küstenland Amerikas aber
und die Inseln im nördlichen Eismeer, besonders Grönland,
werden von Menschen bewohnt, die selten 1 groß sind und
Eskimos heißen. —
Die Europäer vermehren sich in Amerika jährlich um Tausende;
denn aus den meisten Ländern — auch aus Deutschland — wandern
bei zunehmender Nahrungslosigkeit in der Heimath jährlich so viele aus,
daß die Auswanderungs-Angelegenheit nun die allgemeine Aufmerk-
samkeit auf sich gezogen und von Jahr zu Jahr mit mehr Ordnung
betrieben wird. Die Europäer bilden in Amerika eigene, selbstständige
Staaten.
In Nordamerika giebt es Niederlassungen der Dänen aus
der Küste von Grönland: das dänische Nordamerika — und ein
weitläufiges L än d e r g e bi e t der E n g l ä nd e r, wozu auch Canada
mit der Hauptstadt Ouebeck gehört: das englische Nordamerika.
Aber alle diese Gebiete werden an Bedeutung übertroffen von den
Vereinigten Staaten, die ursprünglich brittische Colonien waren,
aber am Ende des vorigen Jahrhunderts in dem sogenannten nord-
amerikanischen Freiheitskriege ihre Unabhängigkeit vom Mutter-
lande erkämpften, und worin jetzt mehrere Millionen ausgewandeur
Deutschen wohnen; in ihnen sind die bedeutendsten Städte: Boston,
Neu-Aork (923,000 Einw.), Philadelphia, Baltimore, Cin-
cinnati, St. Louis, und St. Orleans. — Südlich von den Ver-
einigten Staaten liegt Mexiko mit der Hauptstadt gleichen Namens.
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Extrahierte Personennamen: Louis
Extrahierte Ortsnamen: Europas Afrikas Amerika Amerikas Amerika Deutschland Amerika Nordamerika Nordamerika Nordamerika Boston Neu-Aork Philadelphia Baltimore Mexiko
358
und kleine Fahrzeuge noch in weiter Entfernung verschlungen werden.
Wird aber das Schiff von zwei gegen einander treibenden Eisschollen
gefaßt, so bleiben von ihm nur die zerquetschten Holzfasern übrig.
Im Ganzen find bis jetzt gegen hundert Entdeckungsreisen
in das nördliche Eismeer unternommen, fast sämmtlich von Englän-
dern. Obgleich alle diese Versuche in Bezug auf den Hauptzweck miß-
langen, und eine Verbindung zwischen dem atlantischen und
großen Ocean durch das nördliche Eismeer für die Schifffahrt
immer noch nicht hergestellt ist; so entdeckte man doch eine große
Küstenstrecke und gewann wenigstens einiges durch Fischfang und Pelz-
werke. Es wurden Pelzkompagnien gestiftet, wie z. B. die Hud-
son skompagnie, und dadurch wurden zugleich die Küsten jener Län-
der immer mehr und mehr erforscht. Die ersten bedeutenden Schritte
zur Beschiffrmg des.polarmeeres geschahen schon von John Davis
(1585—1587) und von William Bassin (1615—1616). Im
Jahre 1831 machte John Roß die wichtige Entdeckung des magne-
tischen Nordpols, woselbst die Magnetnadel eine senkrechte Stellung
einnimmt und in diesen Gegenden für die Schifffahrt unbrauchbar wird.
Im Juli 1845 sandte die englische Regierung den Kapitain John
Franklin aus. Zwei Jahre waren verflossen, ohne daß man etwas
von ihm hörte. Da beschloß die Regierung, eine Expedition zur Auf-
findung des Verunglückten auszusenden. An der Spitze stand der
Kapitain James Clark Roß, im Mai 1847. Am 3. November
1849 kam er mit seinen beiden Schiffen wohlbehalten wieder nach
England zurück, ohne eine Spur von John Franklin entdeckt zu haben.
Er hatte in dem Eismeere länger als zwei Jahre zugebracht und am
Kap Leopold überwintert. Ueber dreißig Unternehmungen wurden
nun von 1849 bis 1859 gemacht, um die Verschollenen aufzusuchen
oder Kunde ihres Heldentodes zu bringen. Endlich gelang dieses der
letzten Expedition, welche die Gemahlin Franklins im Juli 1857
unter dem Kapitain M'clintocks ausgesandt hatte. Derselbe ist am
21. September 1859 zurückgekehrt und hat die Nachricht mitgebracht,
daß die Mannschaft Franklins ihre Schiffe am 22. April 1848 (also
beinahe 3 Jahre nach der Abfahrt von England) 5 Meilen nord-
nordwestlich von der Küste von King Williams Island verlassen
habe, und daß die Schiffe dort später zu Grunde gegangen seien.
An einem Punkte der Nordwestküste von King Williams Island fand
man unter einigen losen Steinen ein Zinngehäuse, das einen vom
25. April 1848 datirten Zettel enthielt, auf welchem die Nachricht
niedergeschrieben war, „daß die Schiffe, nachdem sie seit dem 12. Sep-
tember 1646 vom Eise eingeschlossen gewesen, am 22. April 1848
von der Mannschaft verlassen worden und daß die noch am Leben be-
findliche Bemannung, in Allem 105 Personen, unter dem Commando
des Kapitains Cro zier von da nach dem Fisch flusse aufgebrochen
sei. Franklin sei schon am 11. Juni 1847 gestorben und
der Gesammtverluft durch Todesfälle in der Expedition betrage bis jetzt
Haesters' Leseiuch für Oberkl. Sinmltan-Ausgabe. 23
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Extrahierte Personennamen: John_Davis William John_Roß John
Franklin John_Franklin Leopold Leopold Williams_Island Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Kapitain_James_Clark_Roß England Franklins Franklins England
360
Damm entgegengestellt hatten, hinter welchem die Haufen der tödtlich
gehetzten Thiere endlich den ersehnten Ruhepunkt gefunden. Ein para-
diesischer Anblick! So weit das Auge reicht, Tausende und Tausende
von Thieren ausgestreckt, theils die ermüdeten Glieder leckend, theils,
ohne aufzustehen, die Hälse vorstreckend, um das Gras in ihrer Um-
gebung abzuweiden. Alle sonstige Feindschaft der einzelnen Gattungen
und Arten unter einander hat während der gemeinsamen Todesgefahr
geruht, und die gegenwärtige gänzliche Erschöpfung aller hat den
Waffenstillstand nothgedrungen verlängert. Wölfe Md Panther liegen
nur wenige Schritte von einer kleinen Heerde Antilopen; Büffel, Bären
und Pferde ruhen unter einander, und keines vermag sich von der
Stelle zu rühren, auf welche es die vollkommenste Erschöpfung hat
niedersinken gemacht.
Dort liegt ein Jaguar, der grimmig nach einem fünf Schritte ent-
fernten Büffelkalbe schaut; beim Anblick der Reisenden versucht er auf-
zustehen, aber gänzlich kraftlos krümmt er seinen Leib kreisförmig, ver-
birgt mit seinen schweren Tatzen den Kopf auf der Brust und stößt ein
langsames klagendes Geschrei aus. Nicht weit enffernt liegt ein herr-
licher Edelhirsch, so abgemattet, daß er nicht ein paar zm weit sich
bewegen kann, um das Gras zu erreichen, und seine vertrocknete Zunge
zeigt deutlich, wie er durch Wassermangel leidet. Ein ächfer Jäger,
der Gabriel! Sofort holt er aus dem zwanzig Schritte entfernten See
eine Mütze voll Wasser, sprengt dem edlen Thiere einige Tropfen auf
die Zunge und läßt es die Mütze leeren. Als er ihm die zweite Mütze
Wasser gereicht, leckt das dankbare Thier ihm die Hände und verfolgt
den Wohlthäter mit Blicken, die aufrichtiger und deutlicher sprachen,
als mancher vierseitige Danksagungsbrief. Schäme dich, Undankbarer,
vor dem Thiere, welches nie eine Wohlthat vergißt!
Nachdem ihre Pferde wieder Kräfte gewonnen, führt Gabriel die
Reisenden weiter durch die Prairien dem Ziele ihrer Reise, Texas zu.
Ls. Californien, das neue Goldland.
An der Westgränze der vereinigten Staaten liegt am stillen Ocean
das bisher wenig bekannte Land Californien. Von seinen Bergen strömt
der Sacramento, der einzige schiffbare Strom, und mündet in eine Bai,
welche einer der größten und sichersten Häfen der Welt ist. An dieser
Bai liegt San Francisco, der Hauptort des Landes. Die fruchtbare
Umgegend erzeugt einen ungeheuren Reichthum von Getreide und Bau-
holz und bietet üppige Weideplätze für Viehheerden. Das Klima ist
nur an den Küstenlandschaften schön und gesund.
In dieses Land kam vor einigen Jahren ein Schweizer, Namens
Sutter, der bis zum Jahre 1830 Hauptmann bei der Schweizergarde
des Königs von Frankreich gewesen war. Des Soldatenlebens müde,
hatte er diese unbekannte und menschenarme Gegend am Weltmeere auf-
gesucht, um hier in stiller Zurückgezogenheit vom Ackerbau zu leben. An
einem Nebenflüsse des Sacramento siedelte er sich an. Im Jahre 1848
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Extrahierte Personennamen: Namens
Sutter
Extrahierte Ortsnamen: Texas Californien Californien Sacramento Frankreich Sacramento
456
Ausland zurück war; jetzt wußte er aber auch, was er thun und wü
er es angreifen müsse, um den Grund zu seiner Bildung zu legen.
Und wenn es ihm auch nicht gelang, alles so herzustellen, wie es vor
seiner Seele stand, vorzüglich da er die längste Zeit seiner segensreichen
Regierung mit auswärtigen Feinden Krieg zu führen hatte, so hat er
doch den Ruhm für sich, eben dadurch, daß er sich nicht schämte, noch
als Mann und Kaiser Lehrling zu sein, seinem Volke für alle Folgezeit
unendlich viel genützt zu haben.
27. Washington. Franklin.
Der nördliche Theil Amerikas wurde erst spät von den Europäern
angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer ersten Landung nur eine
große Wildniß und das Klima sehr rauh zu sein. Dichte Urwälder, in denen
wilde Indianer ihr Wesen trieben, und unermeßliche Sümpfe schreckten die ersten
Europäer von diesen unwirthlichen Gegenden ab, in welchen sie nicht, wie an den
schönen Küsten Mexiko's und Peru's, Gold und Silber zusammenraffen konn-
ten. Erst 1584 wurde von England aus die erste Kolonie gegründet und
zu Ehren der Jungfrau-Königin Elisabeth Virginien genannt. Dies erste
Beispiel fand bald Nachahmung. Zwar hatten die ersten Colonisten viel von den
Angriffen der Wilden zu leiden, allmählich aber trat ein erträglicher Verkehr,
besonders durch den Handel, zwischen den Ureinwohnern und den Ansiedlern aus
Europa ein. Mit jedem Jahre kamen nun Einwanderer auch von anderen euro-
päischen Nationen herüber, größtentheils unternehmende, freiheitsliebende Männer,
die, um den kirchlichen oder bürgerlichen Bedrückungen im Mutterlande zu entge-
hen, in dem neuen Erdtheile einen Zufluchtsort suchten und fanden. So entstand
eine lange Reihe von Niederlassungen und von Ansiedler-Gebieten oder
Provinzen, unter denen Pensilvanien mit der Hauptstadt Philadelphia sich
besonders hervorthat.
Alle Colonisten, aus welchem Lande sie immer waren, erkannten die Ober-
hoheit Englands an und trieben fast ausschließlich Handel mit diesem Reiche;
England seinerseits pflegte auch die nordamerikanischen Kolonien und schützte sie
gegen alle auswärtige Angriffe. Es brachte sie durch großen Aufwand zu einer
solchen Blüthe, daß die Zahl der Bürger binnen 150 Jahren zu drei Millionen
anwuchs. Deshalb verlangte aber England auch Abgaben, welche die Ameri-
kaner jedoch nur unter der Bedingung entrichten wollten, daß sie dieselben durch
ihre Abgeordneten, welche man in das englische Parlament aufnehmen sollte,
erst bewilligten. England bedachte nicht, daß den Staatsbürgern, welche gleiche
Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und daß man die Mündiggewor-
denen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme an der Gesetzgebung und
Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies die Forderungen der Amerikaner zu-
rück, legte ihnen die Stempelakte, nach der sie zu allen kaufmännischen und
gerichtlichen Verhandlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die
Zollaktc auf, die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß
eine mäßige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verordnungen, als ohne
ihre Zustimmung gegeben, widersetzten sich die Colonisten thätlich und wurden in
der Überzeugung von der Rechtmäßigkeit ihrer Forderungen dadurch bestärkt, daß
die Engländer beide Gesetze wieder zurücknahmen, nur daß vom Thee ein Einfuhr-
zoll noch entrichtet werden sollte. Als nun 1773 im Hafen von Boston drei
mit Thee beladene englische Schiffe einliefen, widersetzten sich die Einwohner
der Ausladung, und als diese von dem englischen Statthalter erzwungen werden
wollte, überfiel ein Hause Vermummter die Schiffe und warf 342 Kisten Thee
ins Meer.
Dieser Gewaltstreich war die Losung zu einem Kriege, der erst 1783 beendig:
wurde. Die Provinzen traten in Philadelphia durch Abgeordnete in einen
Bund zusammen, sie bewaffneten sich gegen England, zogen die Wilden und auch
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Franklin Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Washington England Europa Philadelphia Englands England England England Boston Philadelphia England
457
europäische Nationen, die auf die Engländer eifersüchtig waren, besonders die
Franzosen in ihr Jntereffe, wählten zu ihrem Anführer den berühmten.
Washington, einen reichen Pflanzer, der sich auf das Kriegswesen wohl verstand.
Die Colonisten standen den Engländern zwar an Ausrüstung und Kriegserfahrung
weit nach; aber sie übertrafen die von diesen in Sold genommenen fremden
Truppen, unter denen sich auch Deutsche: Hessen und Braunschweiger,
befanden, an Muth, Vaterlandsliebe, Begeisterung für die Freiheit und besonders
an genauer Kenntniß des Landes. Lange blieb der Kampf ohne Entscheidung;
aber als 1777 bei Saratoga der englische General von den Amerikanern um-
zingelt und zur Übergabe gezwungen, und 1781 ein zweites englisches Heer bei
Uorktown durch Washington gefangen genommen worden, und England kein
neues Heer zu senden hatte: da wurde im Frieden zu Versailles 1783 die
Unabhängigkeit der nordamerikanischen Freistaaten anerkannt. Seit diesem
Frieden hat der junge Freistaat staunenswerthe Fortschritte in der Bevölkerung
und im Wohlstände gemacht; denn Tausende und abermals Tausende sind aus
England, Irland, Frankreich und Deutschland nach der neuen Welt ausgewandert,
um sich dort im Lande der Freiheit und des Wohlstandes niederzulassen. Urwald
auf Urwald ist niedergesunken, Niederlassung auf Niederlassung entstanden, Städte
auf Städte sind angelegt und wunderbar rasch bevölkert worden, Provinzen auf
Provinzen haben sich gebildet. Die Zahl der verbundenen Staaten hat sich von
13 auf 38 schon vermehrt. An der Spitze dieses Bundesstaates steht ein Prä-
sident, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington war der erste
Präsident — zu seiner Ehre wurde auch die Stadt gleichen Namens ge-
gründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates und zum Versammlungsorte
des Congresses (Abgeordneten-Versammlung) erhoben.
Großen Einfluß auf das amerikanische Volk und seine Schicksale übte besonders
der berühmte Benjamin Franklin. Er war der Sohn eines Seifensieders. Da
sein Vater 17 Kinder hatte, so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel ver-
wenden, und bestimmte ihn auch zu seinem Handwerke. Attein dieses gefiel ihm
nicht, und er lernte bei einem Bruder die Vuchdruckerkunst. Nach mancherlei
Widerwärtigkeiten legte er eine eigene Buchdruckerei an und war unermüdet thätig,
dabei heiter und streng redlich. Dies verschaffte ihm das Zutrauen seiner Lands-
leute, die gern bei ihm Bestellungen machten und ihn unterstützten. In seinen
Feierstunden las er nützliche Bücher, und bald verfaßte er selbst kleine Schriften
für das Volk, welche gern gelesen wurden; dann gab er eine Zeitung heraus,
die große Abnahme fand. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen er-
fand Franklin den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa bekannt
wurde.
Enaland wollte diesen Mann für sich gewinnen, und ernannte ihn zum Ober-
postmeister der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb dennoch der Sache seines
Vaterlandes ergeben. Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeiten zwischen England
und Amerika reiste er nach L ondon und vertheidigte hier die Rechte seiner Lands-
leute niit eben so großer Weisheit als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1776
wegen Abschließung eines Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gerietst
die ganze Stadt in freudige Bewegung; jeder wollte den ausgezeichneten Ameri-
kaner sehen. Nicht selten saß der ehemalige Buchdrucker mit dem Könige zu.
Tische. Bei seiner Aufnahme in die Gelehrtenversammlung Frankreichs ward er,
als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes, mit dem eben so
schönen als wahren Verse bewillkommnet: „Dem Himmel entriß er den
Blitz, den Tyrannen das Scepter!"
Franklin starb, allgemein verehrt und bewundert, in seinem 81. Jahre. Merk-
würdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt der Leib
Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem
Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und der
seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht
verloren sein, sondern einst wieder erscheinen in einer neuen, schönern Ausgabe,
durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."
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Extrahierte Personennamen: Muth Benjamin_Franklin Franklin Franklin Benjamin_Franklins
Extrahierte Ortsnamen: Washington Washington England Versailles England Irland Frankreich Deutschland Washington Europa England Amerika Frankreich Paris Frankreichs
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
86
Nordamerika.
§ 99.
C. Amerika.
§ 99. Nordamerika. 1. Lage und Teile Amerikas. Amerika (fast
4 mal so groß lvie Europa) liegt auf der westlichen Halbkugel. Es zerfallt
iu Nord- und Südamerika. Beide Teile werden durch den Meerbusen von
Mexiko und das Karibische Meer getrennt und durch eine Landbrücke
(Mittelamerika) verbunden. Die schmälste Stelle derselben ist die Landenge
von Panama. Die Inseln zwischen Nord- und Südamerika heißen zu-
sammen Westindien.
2. Nordamerika im allgemeinen, a. Gliederung. Der nvrdl. Teil
Nordamerikas besteht ans vielen Inseln, welche man zusammen den Arktischen
Archipel nennt. Die größte Insel ist Grönland, welche durch die Bassin-
Bai und die Davis sdewispstraße von den übrigen Inseln getrennt
ist. In den Atlant. Ozean ragt die Halbinsel Labrador, im W. von der
Hudson shadßns-Bai, im O. vom St. Lorenzbusen bespült; vor letzterem
liegt die Insel Neufundland. Im S. ziehen sich die Halbinseln Florida,
Jukatän und Californien ins Meer hinein. Die beiden ersten helfen
den Mexikan. Meerbusen umschließen; letztere streckt sich lang und schmal
an der Küste Mexikos hin und ist durch den Californischen Meerbusen vom
Festlande getrennt. Die Halbinsel Alaska im N.w. wird durch das
Bering-Meer und die Bering-Straße von Asien geschieden. Die Aleuten
sale-üten) bilden gleichsam eine Brücke nach Kamtschatka.
1». Bodengestaltnng und Bewässerung. Im W. Nordamerikas ziehen
sich gewaltige Hochländer (Mexiko und die große nordamerikanische Hoch-
ebene) hin. Das Hochland von Mexiko ist von hohen Vulkanen besetzt,
von denen der Citlaltepetl 5600 m erreicht. Die Hochländer werden
von alpenhohen Randgebirgen eingeschlossen. Der größte Teil der Osts.
Randgebirge heißt Felsengebirge. Von ihnen strömt der Colorado
in den Meerbusen von Californien und der Rio Grande del Norte in
den Meerbusen von Mexiko. Die westl. Randgebirge führen im N. den
Namen Seealpen; um den Columbia heißen sie Kaskaden-Geb., im
S. Sierra Nevada. Da, wo die Küste sich entschieden gegen W. wendet,
liegt der Eliasberg. An der Ostküste Nordamerikas lausen die Alle-
ghanis sälligenis) dahin, wenig über 2000 ui hoch. — Der größte Teil
Nordamerikas ist Tiefland; im N. liegt die Arktische Tiefebene, im S.
die des Mississippi. Die erstere ist überaus reich an Wäldern und Seen
(Gr. Bären-, Sklaven-, Winnipeg-See). Die letztere besitzt zwar
auch große Waldungen, vor allem aber endlose Grasfluren (Prärien).
Hier wächst das Gras so hoch, daß sich der Reiter im Steigbügel recken
muß, um über die Grasspitzen hinweg sehen zu können. Die Millionen von
Bisons, die einst hier weideten, sind ausgerottet. — Durchflossen wird die
Tiefebene von gewaltigen Strömen. Die größten sind der Mississippi
und der St. Lorenzstrom. Die wichtigsten Nebenflüsse des Mississippi
sind rechts der Missouri sinißürsi und Arkansas, links der Ohio sohekosi
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: C. Amerika
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Nordamerika Amerikas Amerika Europa Mexiko Karibische_Meer Mittelamerika Panama Westindien Nordamerika Nordamerikas Neufundland Florida Californien Mexikan Mexikos Californischen_Meerbusen Alaska Asien Kamtschatka Nordamerikas Mexiko Mexiko Californien Mexiko Columbia Nevada Eliasberg Nordamerikas Nordamerikas Winnipeg-See Arkansas Ohio
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Zz 99—100. Die Vereinigten Staaten von Amerika. 87
Der St. Lorenzstrom ist der Abfluß der fünf großen kanadischen Seen (der
Obere See, der Michigan smischigänj-, Huron jjüronj-, Erie [tri]= und On-
tario sonteriopsee). Diese liegen treppenartig übereinander und stehen
durch Ausflüsse miteinander in Verbindung. Zwischen Erie- und Ontario-
See der gewaltige Niagara-Fall (50 m hoch). Nach dem Nördl. Eis-
meere fließt der Mackenzie.
e. Das Klima Nordamerikas ist kälter als unter gleichen Breitengraden
in Europa. Die Ursachen sind folgende: Die Nordwinde haben freien Zu-
tritt; die warnten S.w.-Winde werden abgehalten; das Land ist sehr wasser-
reich ; ein kalter Strom berührt die Ostküste. Die Gegenden, welche mit
Norddeutschland unter denselben Breitengraden liegen, sind den größeren
Teil des Jahres mit Eis und Schnee bedeckt. Die deutschen Einwandrer
ziehen darum etwa Kp weiter nach S., als sie in Deutschland wohnten.
Wir haben aus Amerika die Kartoffel, den Mais und Tabak erhalten,
von Tieren aber nur Truthühner; dagegen sind Pferde, unsere Haus-
rinder und Schafe dort erst eingeführt worden.
cl. Die Ureinwohner Nordamerikas, Indianer genannt, haben eine rötliche, der des
Kupfers ähnliche Hautfarbe. Als Columbus Amerika entdeckte (1492), lebten sie von Jagd
und Fischerei. Sie zerfielen in viele Stämme. An der Spitze jedes Stammes stand ein
Häuptling, der sie zum Kriege führte, in welchem sie sich durch große Grausamkeit auszeich-
neten. Mit der Streitaxt (Tomahawk) tötete der Indianer seinen Gegner. Mit dem Messer
zog er ihm die Haut (den Skalp) vom Kopse (skalpieren), die er dann am Gürtel befestigte.
Die Gefangenen wurden oft am Marterpfahl zu Tode gepeinigt. Um solche Qualen er-
tragen zu können, wurde der Indianer von Jugend auf abgehärtet und mußte sich den
schmerzvollsten Übungen unterwerfen. Beim Friedensschluß wurde der Tomahawk begraben,
und die Friedenspfeife ging in der Versammlung von Mund zu Mund. Mit der Roheit
verband sich bei den Männern ein starker Hang zur Bequemlichkeit und Ruhe. Die
Weiber dagegen keuchten unter der schweren Arbeit. Die Indianer ritzen sich verschiedene
Zeichnungen in die Haut ein und bemalen sich mit bunten Farben (tätowieren). Ihre
Wohnungen (Wigwams) sind Zelte, welche die Form eines umgestürzten Trichters haben.
Sie sind mit Tierhäuten bedeckt und zuweilen mit verschiedenen Figuren bemalt. Die
Indianer verehren einen großen Geist, als den Beschützer aller Tapferen und Guten, und
glauben an ein glückliches Leben im Jenseits. Die Zahl der Indianer ist im Abnehmen.
Durch Kriege, Krankheit, Branntwein, Hunger ist ihre Zahl vermindert worden.
8 100. Die Vereinigten Staaten von Amerika oder kurz die
Union, a. Größe und Verfassung. Sie sind fast so groß wie Europa
und bestehen aus 45 Staaten, 1 Bundesdistrikt und 6 Territorien. Ein
Landstrich muß mindestens 60000 männliche Einwohner über 25 Jahre
zählen, um als Staat zu gelten. Jeder Staat besorgt die eigenen Angelegen-
heiten selbständig. Die gemeinsamen Angelegenheiten werden im Kongreß
beraten, in den alle Staaten ihre Vertreter senden. Die Ausführung der
Gesetze erfolgt durch einen Präsidenten, der immer auf vier Jahre gewählt
wird. Washington suösching'tnj ist Bundesstadt; hier versammelt sich
der Kongreß.
l). Einwandrer. In die Vereinigten Staaten gehen die meisten unserer
Answandrer. Sie dringen immer mehr nach W. vor. Voll den 76 Mill.
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Extrahierte Personennamen: Huron Columbus_Amerika
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Michigan Nordamerikas Europa Norddeutschland Deutschland Amerika Nordamerikas Amerika Europa Washington
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Die Vereinigten Staaten von Amerika.
8 100.
der jetzigen Bevölkerung sind die meisten Engländer, weshalb die englische
Sprache die herrschende ist. 8 Mill. sind Deutsche. Diese wohnen besonders
in den Staaten New Jork [nju jörk, bei uns einfach „Neujork" gesprochen),
Pennsylvanien, Ohio, Michigan, Illinois und Wisconsin,
also in den Staaten, welche an die fünf großen Seen stoßen. In den
Südstaaten bilden die aus Afrika stammenden Neger die Halste der Be-
völkerung. Sie arbeiteten früher als Sklaven auf den großen Plantagen
(großen Gütern), sind aber jetzt frei. Im W. der Union haben sich in der
netteren Zeit schon viele Chinesen angesiedelt. Die protestantische Kirche
ist die vorherrschende; doch trifft man bei völliger Religionsfreiheit die
verschiedensten christlichen Bekenntnisse.
o. Erzeugnisse, Handel. Die Union ist eine wichtige Kornkammer;
int N. wird Roggen und Weizen, in der Mitte Mais, im S. Reis an-
gebaut. In den Südstaaten wird Baumwolle, Zucker und Tabak in großetl
Plantagen gewonnen. Schaf, Schwein und Rind sind Haustiere. Am Ohio
ist die Schweinezucht bedeutend; die Schweine weiden in den Eichenwäldern
tind kommen behufs Mästung ans die abgeernteten Maisfelder. Die Union
(des. Californien) ist eines der ersten Goldlünder, liefert auch Silber, Queck-
silber, Kupfer, Blei, Eisen, Steinkohlen, und zwar in den ans den Gebirgen
gelegenen Staaten; Steinkohlen und vor allen Dingen viel Petroleum werden
auch um die Alleghanies gewonnen. Die Industrie ist in raschem Fort-
schreiten, des. in den Nordost-Staaten. Nach England und Deutschland ist
die Union der dritte Handelsstaat. Durch die Lage zwischen zwei Ozeanen,
durch schiffbare Ströme und Kanäle, durch Eisenbahnen wird der Handel be-
fördert. Mehrere derselben führen quer durch den ganzen Kontinent. Die
älteste dieser Bahnen ist die Nord-Pacific-Bahn von New Jork nach
San Francisco. In sieben Tagen kann man diesen weiten Weg, der durch
Urwälder, viele Steppen, durch lange Tunnels und über große Abgründe
führt, zurücklegen.
ck. Pflanzerlcbcn. Die Einwandrer, welche das Land urbar machen
und bebauen, heißen Pflanzer. Sie bauen sich zuerst ein Blockhaus ans
Holz. Handwerker treffen sie in jenen Gegenden nicht an; darum müssen
sie selbst Hand anlegen. Die Nachbarn leisten ihnen willig Beistand. Um
Land für den Ackerbau zu gewinnen, werden Bäume gefällt und verbrannt.
Die Besitzung eines Landwirts heißt Farm, der Landwirt Farmer.
6. Die amcrikan. Städte sind sehr regelmäßig angelegt, meist im Qua-
drat oder Rechteck erbaut. Die Straßen sind breit, für Fußgänger mit
schönen Seitenwegen versehen, iiber denen von allen Lüden Zeltdächer aus-
gespannt sind. Die Häuser sind teils aus Backsteinen, teils ganz aus Holz,
vielfach auch ganz ans Eisen erbaut. Die innere Einrichtung der Häuser ist
fast überall dieselbe. Sehr beliebt sind die überbauten Markthallen; sie
sind so groß, daß der ganze Marktverkehr unter ihnen Raum findet. Da die
amerikan. Städte gewöhnlich nach einem Plane angelegt werden, so fehlt
es in den meisten nicht an Plätzen, die noch unbebaut liegen. Bei der
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Pennsylvanien Ohio Michigan Illinois Wisconsin Afrika Ohio Californien England Deutschland San_Francisco
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 101—102.
Das Britische Nordamerika.
raschen Entstehung vieler neuen Wohnplätze haben viele Ortschaften den-
selben Namen bekommen.
f. Die bedeutendsten Städte, die sich durch Handel und Fabriktätigkeit auszeichnen,
sind: Boston (bost'n; 560000 E.), New York (31/2 Mill. E.), die volkreichste Stadt und
der erste Seehafen Amerikas), Buffalo (baffuto), Philadelphia (über 1300000 E.,
Steinkohlen, Eisenwerke), Pittsburg (320000 E.), Baltimore (böltimör; 510000 E-,
Tabak und Zigarren), Washington (uöschingt'n; 280000 E-, Bundesstadt), Charleston
(tschärlsn; Reis, Baumwolle), New Orleans (njü örlins; 280000 E-, der größte
Baumwollenmarkt der Erde), St. Louis (sent lüis; 575000 E.), Cincinnati (ßinßineti;
325000 E., Handel mit Schweinefleisch), Chicago (schikägo; 1700000 E., erster Getreide-,
Vieh- und Holzmarkt der Erde), Milwaukee (miluöki; 285000 E., fast nur von Deut-
schen bewohnt), San Francisco (i/g Mill. E.), Neu Jerusalem wird bewohnt von
der religiösen Sekte der Mormonen, „den Heiligen des jüngsten Tages". Sie haben
bei ihrer Tatkraft und Arbeitsamkeit das unfruchtbare Land am Großen Salzsee in ein
blühendes Kulturland umgeschaffen.
§ 101. Aas Kritische Nordamerika, kleiner als Europa. Die Uferlandschaften
an den fünf Seen und dem St. Lorenzstrom (Ober- und Unter-Canada, Neu-Brann-
schweig mit Nen-Schottland) sind fruchtbar und darum dicht bevölkert. Die Bewohner
von Canada sind großenteils französischer Abkunft und Sprache, da das Land früher
unter französischer Herrschaft stand. Die bedeutendsten Orte sind: Toronto (210000 E.),
Montreal (montriöl; 265000 E.), Quebec, Ottawa. Letzteres ist Hptst. der britischen
Besitzungen auf dem Festlande. — S. vom Winnipeg-See die Prov. Manitoba mit
äußerst fruchtbarem Weizenboden. — Britisch-Columbia am Stillen Ozean ist reich an
Steinkohlen. — Die Hudson (hädß'n>Bai-Ländcr oder Nordwest-Tcrritorien, zwischen
dem Felsengebirge und der Hudson-Bai, sind in den nördlichen Strichen kahl und wüst
mit sehr strengen Wintern. Im S. gibt es fast unermeßliche Waldgebietc mit zahl-
reichem Pelzwild, welches von den Indianern und von Weißen eifrig gejagt wird.
Englische Pelzhändler haben hier und da Niederlassungen. Im N.w. das unglaublich
reiche Goldgebiet an: Klondike fklöndeikj. — Auf der öden Halbinsel Labrador, und
zwar an der Ostküste, hat die Brüdergemeinde einige Missionsplätze gegründet. — Die
Insel Neufundland ist eine wichtige Station für den Kabeljaufang, der auf der großen
Sandbank im O. im großen betrieben wird. Die Fischniassen, die aus den nördlichen
Meeren kommen, werden durch den Golfstrom, den sie wegen seiner Wärme nicht durch-
drungen können, aufgestaut und darum leicht gefangen. — Das Meer zwischen den Inseln
in: nördlichen Teile des Brit. Nordamerikas ist den größten Teil des Jahres zugefroren.
Mitten im Sommer schwimmen riesige Eisberge umher, welche den Seefahrern gefährlich
werden (B 14). Eine Durchfahrt durch das Jnselgewirr aus dem Atlant, nach den:
Stillen Ozean hat man in neuerer Zeit wohl gefunden, aber sie ist für den Handels-
verkehr nicht geeignet, weil das Meer nur zu kurze Zeit offen ist.
8 102. Grönland, eine Insel, etwa 3mal so groß als die Skandinav. Halbinsel,
ist im Innern mit hohen Bergen angefüllt, die mit Eis und Schnee bedeckt sind. Die
Ostküste ist unbewohnbar. Gletscher reichen bis ans Meer, werden von den Wellen los-
gebrochen und von einer kalten Polarströmung als Eisberge nach S. geführt. Die West-
küste wird durch einen Arm des Golsstromes etwas erwärmt. Hier gibt es im Sommer
grüne Wiesen; auch können Kartoffeln und Gemüse angebaut werden. Die Bewohner
stillen ihren Hunger größtenteils an den vielen Walfischen, Seehunden, Fischen, Renn-
tieren. Der Seehund liefert ihnen Pelzwerk zur Bekleidung, Fleisch zur Nahrung, Tran
zur Beleuchtung und Heizung. Den größten Teil des Jahres ist Winter. Im N. geht
im Winter die Sonne 2 Monate gar nicht auf, in: südlichen Teile dauern die kürzesten
Tage nur 3 Stunden. Im kurzen Sommer sind die Küsten belebt,- denn zahlreiche
Schiffe kommen hierher zun: Walfisch- und Robbenfang. Die Bewohner, Eskin:os,
sind klein, schmutzig, wohnen in niedrigen Hütten, die aus Stein, Moos und Erde, oft
auch aus Eisgnadern zusanimcngefügt sind (B 14). In der Mitte der Hütte befindet sich
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Buffalo Louis_(
Extrahierte Ortsnamen: Boston Amerikas Philadelphia Pittsburg Baltimore Washington Bundesstadt Charleston Cincinnati Chicago Milwaukee Deut- Jerusalem Europa Toronto Montreal Quebec Ottawa Manitoba Hudson-Bai Neufundland Nordamerikas Eskin
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 101—102.
Das Britische Nordamerika.
89
raschen Entstehung vieler neuen Wohnplätze haben viele Ortschaften den-
selben Namen bekommen.
f. Die bedeutendsten Städte, die sich durch Handel und Fabriktätigkcit auszeichnen,
sind: Boston (bost'n; 560000 E.), New Aork (3^2 Mill. E-), die volkreichste Stadt und
der erste Seehafen Amerikas), Buffalo (buffalo), Philadelphia (über 1300000 E.,
Steinkohlen, Eisenwerke), Pittsburg (320000 E.), Baltimore (böltimör; 510000 E.,
Tabak und Zigarren), Washington (uöschingt'n; 280000 E., Bundesstadt), Charleston
(tschärlsn; Reis, Baumwolle), New Orleans (njü örlins; 280000 E., der größte
Baumwollenmarkt der Erde), St. Louis (seni lüis; 575000 E.), Cincinnati (ßinßineti;
325000 E., Handel mit Schweinefleisch), Chicago (schikägo; 1700000 E., erster Getreide-,
Vieh- und Holzmarkt der Erde), Milwaukee (miluöki; 285000 E., fast nur von Deut-
schen bewohnt), San Francisco 9/3 Mill. E.), Neu Jerusalem wird bewohnt von
der religiösen Sekte der Mormonen, „den Heiligen des jüngsten Tages". Sie haben
bei ihrer Tatkraft und Arbeitsamkeit das unfruchtbare Land am Großen Salzsee in ein
blühendes Kulturland umgeschaffen.
§ 101. Jas Kritische Hcordamcritra, kleiner als Europa. Die Uferlandschaften
an den fünf Seen und dem St. Lorenzstrom (Ober- und Unter-Canada, Nen-Brann-
schweig mit Nen-Schvttland) sind fruchtbar und darum dicht bevölkert. Die Bewohner
von Canada sind großenteils französischer Abkunft und Sprache, da das Land früher
unter französischer Herrschaft stand. Die bedeutendsten Orte sind: Toronto (210000 E.),
Montreal (montriöl; 265000 E.), Quebec, Ottawa. Letzteres ist Hptst. der britischen
Besitzungen auf dem Festlande. — S. vom Winnipeg-See die Prov. Manitoba mit
äußerst fruchtbarem Weizenbodcn. — Britisch-Colnmbia am Stillen Ozean ist reich an
Steinkohlen. — Die Hudson fhädß'n)-Bai-Länder oder Nordwest-Territoricn, zwischen
dem Felsengebirge und der Hudson-Bai, sind in den nördlichen Strichen kahl und wüst
mit sehr strengen Wintern. Im S. gibt es fast unermeßliche Waldgebicte mit zahl-
reichem Pelzwild, welches von den Indianern und von Weißen eifrig gejagt wird.
Englische Pelzhändler haben hier und da Niederlassungen. Im N.w. das unglaublich
reiche Goldgebiet am Klondike fklöndeikj. — Auf der öden Halbinsel Labrador, und
zwar an der Ostküste, hat die Brüdergemeinde einige Missionsplätze gegründet. — Die
Insel Neufundland ist eine wichtige Station für den Kabeljaufang, der auf der großen
Sandbank im O. im großen betrieben wird. Die Fischmassen, die aus den nördlichen
Meeren kommen, werden durch den Golfstrom, den sie wegen seiner Wärme nicht dnrch-
dringen können, aufgestaut und darum leicht gefangen. — Das Meer zwischen den Inseln
im nördlichen Teile des Brit. Nordamerikas ist den größten Teil des Jahres zugefroren.
Mitten im Sommer schwimmen riesige Eisberge umher, welche den Seefahrern gefährlich
werden (B 14). Eine Durchfahrt durch das Jnselgewirr aus dem Atlant, nach dem
Stillen Ozean hat man in neuerer Zeit wohl gesunden, aber sie ist für den Handels-
verkehr nicht geeignet, weil das Meer nur zu kurze Zeit offen ist.
§ 102. Grönland, eine Insel, etwa 3mal so groß als die Skandinav. Halbinsel,
ist im Innern mit hohen Bergen angefüllt, die mit Eis und Schnee bedeckt sind. Die
Ostküste ist unbewohnbar. Gletscher reichen bis ans Meer, werden von den Wellen los-
gebrochen und von einer kalten Polarströmung als Eisberge nach S. geführt. Die West-
küste wird durch einen Arm des Golfstromes etwas erwärmt. Hier gibt es im Sommer
grüne Wiesen; auch können Kartoffeln und Gemüse angebaut werden. Die Bewohner
stillen ihren Hunger größtenteils an den vielen Walfischen, Seehunden, Fischen, Renn-
tieren. Der Seehund liefert ihnen Pelzwerk zur Bekleidung, Fleisch zur Nahrung, Tran
zur Beleuchtung und Heizung. Den größten Teil des Jahres ist Winter. Im N. geht
im Winter die Sonne 2 Monate gar nicht auf, im südlichen Teile dauern die kürzesten
Tage nur 3 Stunden. Im kurzen Sommer find die Küsten belebt/ denn zahlreiche
Schiffe kommen hierher zum Walfisch- und Robbenfang. Die Bewohner, Eskimos,
sind klein, schmutzig, wohnen in niedrigen Hütten, die aus Stein, Moos itnb Erde, oft
auch aus Eisqnadern zusammengefügt sind (B 14). In der Mitte der Hütte befindet sich
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Extrahierte Personennamen: Louis_(
Extrahierte Ortsnamen: Boston Amerikas Philadelphia Pittsburg Baltimore Washington Bundesstadt Charleston Cincinnati Chicago Milwaukee Deut- Europa Canada Toronto Montreal Quebec Ottawa Manitoba Hudson-Bai Neufundland Nordamerikas Eskimos